La Scarzuola, in der Gemeinde Montegabbione – in der Provinz Terni, ist eine Stadt in Umbrien, in der der Mailänder Architekt Tommaso Buzzi seine „Idealstadt“ schuf. Eine Stadt, die nach einem fantasievollen und fantastischen Plan entworfen und gebaut wurde, wie eine echte Theaterkulisse.
Die Idealstadt von Tommaso Buzzi
Die Idealstadt von Buzzi wurde zwischen 1958 und 1978 gebaut und orientiert sich an wichtigen und faszinierenden architektonischen Bezugnahmen. Unter diesen stechen die Bezugnahmen auf die Villa Adriana in Tivoli, auf Villa d’Este, auf den Parco dei Mostri in Bomarzo, auf die sieben Gebäude der Akropolis in Athen, auf das Pantheon und das Kolosseum in Rom und auf den Torre dell’Orologio in Mantova hervor. Der Architekt ließ allerdings sein Werk bewusst unvollendet, das wie ein Ort aus Labyrinthen, Spiralstrukturen, Türmen und Amphitheatern erscheint, in Anlehnung an den Stil von Andrea Palladio.
Für den Bau kaufte Buzzi ein Grundstück, auf dem der Legende nach der Heilige Franziskus von Assisi lebte. Hier soll der italienische Schutzheilige angeblich, an der Stelle an der er eine Rose und einen Lorbeerbaum gepflanzt hatte und an der eine wundersame Quelle floss, eine Hütte gebaut haben. An dieser Stelle errichteten die Grafen von Marsciano später eine Kirche und ein Kloster der Frati Minori. Buzzi erwarb den gesamten Komplex, um sein außergewöhnliches Projekt, das die uralten Gebäude ergänzen würde, auszugestalten. Nach seinem Tod (1981) führte sein Erbe Marco Solari, das Werk zu Ende, auf der Grundlage von Skizzen und Zeichnungen des Meisters.
Ein Initiationsweg
Die Idealstadt erstreckt sich in eine aus Pergolen bestehende Spirale. Innerhalb dieses Systems verläuft eine vertikale Achse von der Pegasus-Statue, durch ein komplexes System von Terrassen, bis zu einem Amphitheater, einem Turm, einem Theater mit einer Bühne und musikalischem Labyrinth, um schließlich die Akropolis zu erreichen. Alle Konstruktionen, aus denen sich das große Werk zusammensetzt, sind voll von Symbolen, Zitaten und Geheimnissen, die sich sowohl auf die heidnische und römische Kultur als auch auf die Christenheit, die Renaissance und die Magie beziehen. Eigentlich wollte der Architekt eine Art „Initiationsweg“ erschaffen, um eine Konfrontation mit dem Unterbewusstsein und mit den wichtigsten archetypischen Figuren von Carl Gustav Jung zu erzeugen. Aus diesem Grund führt der Weg des Besuchers innerhalb der Idealstadt zu einem größeren Bewusstsein seiner selbst, auf einer metaphorischen Reise des Wissens und der Wiedergeburt seines verborgenen und tiefen Selbst.
Buzzi beschrieb seine Scarzuola als „eine Oase der Besinnung, des Studiums, der Arbeit, der Musik und der Stille“, aber auch als ein „Reich der Phantasie, der Märchen, der Legenden und der Reflexionen außerhalb von Zeit und Raum“, in dem man „den Wiederhall einer langen Vergangenheit und Noten der Zukunft“ wiederfinden kann.
Tommaso Buzzi war jemand, den man heute als „Archistar“ (Stararchitekt) definiert, einer der wichtigsten und beliebtesten Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeit wurde vor allem von den größten und reichsten italienischen Familien, darunter Agnelli und Pirelli, geschätzt.