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Die prähistorische Kunst des Valcamonica

Die Felsritzungen des Valcamonica, in der Provinz Brescia, sind ein UNESCO-Weltkulturerbe (das erste in Italien, 1976 anerkannt) von herausragender archäologischer, historischer und kultureller Bedeutung. Insgesamt hat die UNESCO über 140.000 eingeritzte Figuren registriert, diese Zahl ist allerdings durch ständige Neuentdeckungen stark gestiegen. Derzeit werden sie katalogisiert, über 200.000 Felsritzungen auf 2000 verschiedenen Felsen und an mehr als 180 Orten, in einem Gebiet, das 24 Gemeinden umfasst. Dazu gehören Capo di Ponte, Sonico, Darfo Boario Terme, Ceto und Cimbergo.

 

Geschichte der Entdeckung

1909 berichtete Walther Laeng von den Felsritzungen – in der Nähe der Stadt Cemmo – auf zwei Felsen. Die italienischen archäologischen Behörden interessierten sich allerdings erst 1929 dafür, dank der Arbeit von Giovanni Marro, Paolo Graziosi und Raffaele Battaglia. Ab diesem Zeitraum häuften sich die Entdeckungen von Felsritzungen, auch dank der Maßnahmen der Sopraintendenza alle Antichità di Padova. Zwischen 1935 und 1937 fanden deutsche Ausgrabungsarbeiten statt. Die eigentliche Arbeit an den Felsritzungen des Valcamonica, erfolgte jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg. 1955 wurde der Nationalpark der Felsritzungen von Naquane gegründet und umfassende Untersuchungen des Gebiets gefördert, auch dank der Forschungen des Archäologen Emmanuel Anati. Er gründete das Centro Camuno für Prähistorische Studien.

 

 

valcamonica

Valle dei Segni

Durch das immense Kulturerbe der Felsritzungen des Valcamonica, wurde das Tal in „Valle dei Segni“ (Tal der Zeichen) umbenannt. Die Spuren, die die Menschen auf den Felsen hinterlassen haben, gehen bis 12.000 Jahre zurück, und ermöglichen es, eine unglaubliche Reise durch die Steinzeit bis zum römischen, mittelalterlichen und modernen Zeitalter zu machen. Die ältesten Spuren stammen aus dem Zeitraum, in dem das Eis, das das Valcamonica bedeckte zurückging, so dass, das Gebiet besiedelt werden konnte. Aus dieser Zeit stammen Darstellungen von Tieren wie Rehen und Elchen. Danach, im Neolithikum, erscheinen landwirtschaftliche Zeichnungen, die die Gründung und Entwicklung von sesshaften und strukturierten Gemeinden bezeugen, die oft Felsgestein nutzten, um menschliche Figuren mit geometrischen Elementen zu zeichnen, um die Topographie von Ackerland darzustellen. Die Darstellungen des Rades und des Wagens, aber auch die himmlischen Symbole, Tiere, Waffen und zahlreiche Zeichensymbole stammen aus der Kupferzeit. Letztere hatten einen besonderen rituellen und religiösen Wert. Die Zeichnungen der „oranti“, schematische Abbildungen von Menschen, stammen aus der Bronzezeit, außerdem setzen sich Darstellungen von Waffen durch, ein Spiegelbild einer zunehmend militarisierten Gesellschaft. Die Spuren von dem Volk der Camuni stammen aus der Eisenzeit und bilden die absolute Mehrheit aller Darstellungen, die bisher erfasst wurden. In dieser Phase dominieren Felszeichnungen von Helden und Kämpfen, zusammen mit Labyrinthen, Hütten und topographischen Darstellungen, darunter die berühmte „Mappa di Bedolina“. Seit dem römischen Zeitalter gab es einen Rückgang der Felsritzungen des Valcamonica. Am Ende des Mittelalters wurden sie wieder fortgesetzt, mit der Zunahme von christlichen Felszeichnungen, wie Kreuzen und später Inschriften und weltliche Darstellungen, wie Türme, Festungen, bewaffnete Männer und Pferde und Gehenkte.

Momentan gibt es 8 Felsbildparks, in denen man die Zeichnungen in ihrer großen Vielfalt bewundern kann. Von Darstellungen von Kriegern und Jägern bis zu Szenen des täglichen und religiösen Lebens, von Kämpfen und Jagdszenen mit Wildtieren bis zu Symbolen, die nur schwer zu interpretieren sind und weitgehend dem Volk der Camuni zugeschrieben werden. Nach Auffassung der Wissenschaftler standen die Felszeichnungen ursprünglich im Zusammenhang mit religiösen Ritualen und Feierlichkeiten, aber in einer späteren Phase wurden sie auch in nicht religiösen Bereichen gezeichnet. Das prägnanteste Symbol ist das der „Rosa Camuna“.

Die Parks – ihre Anzahl wird weiter wachsen – werden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden organisiert und bilden ein Netzwerk, das das gesamte Valcamonica umfasst, so dass alle wichtigen Standorte der Felsritzungen und Felszeichnungen besichtigt werden können.

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