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Wieso sagt man „fare la scarpetta“?

Wenn sich die italienische Sprache mit den besten kulinarischen Köstlichkeiten vereint, entsteht ein fantastisches Paar aus linguistischen Kuriositäten.

Wenn man eine typische Spezialität aus Italien genießt, ist es nicht unüblich das Gericht bis zum Schluss auszukosten indem man den typischen „scarpetta“ (kleinen Schuh) benutzt.

Aber woher kommt dieser Ausdruck? Und wendet sich das Ritual von „fare la scarpetta“ („einen kleinen Schuh machen“) gegen die Regeln des guten Geschmacks?

Die Ursprünge der Redensart

Auch wenn diese Redensart recht umgangssprachlich erscheinen mag, ist die Formulierung „fare la scarpetta“ im Wörterbuch Treccani aufgelistet, in dem sie folgendermaßen definiert wird: „Die Handlung des Auftunkens der übriggebliebenen Soße auf dem Teller mit einem auf der Gabel aufgespießten, oder noch häufiger in der Hand gehaltenen Stück Brot“.

Es handelt sich um eine Redensart, aber auch um eine typisch italienische Gepflogenheit, fast wie ein Markenzeichen des Belpaese und seiner Bewohner.

Aber wann ist dieser Ausdruck entstanden und wieso wird gerade der Begriff „scarpetta“ verwendet?

Seit 1987 erscheint diese stilvolle Redensart von „fare la scarpetta“ im Wörterbuch Treccani, aber die Tradition dieser gängigen Ausdrucksweise ist schon viel älter.

Einige behaupten, dass der Ausdruck an eine besondere Nudelsorte erinnert, durch die gewölbte Form konnte man die übriggebliebene Soße auf dem Teller auftunken. Andere hingegen führen den Ursprung des Ausdrucks auf die Handbewegung zurück, die als nicht sehr stilvoll gilt und daher auf jemanden anspielt der leichte und biegsame Schuhe trägt, also jemanden aus der Kategorie der Armen und Hungrigen.

Aber es gibt noch andere Interpretationen.

Einige vermuten potenzielle Verbindungen mit Syrien, einem Land in dem es Brot in der Form von Schuhen gibt, das mit der traditionellen Suppe aus Auberginenfruchtfleisch und Gemüse gegessen wird. Andere dagegen führen den Ursprung des Ausdrucks auf eine typische Redensart aus Süditalien zurück, die „scarsetta“, das bedeutet Armut und die Notwendig sich mit dem übriggebliebenen von den fremden Tellern zu begnügen, das durch das Reiben mit dem Brot aufgetunkt werden kann, so wie Schuhe die auf dem Boden reiben.

Wenn man den hypothetischen Kontext betrachtet aus dem dieser Ausdruck entstanden ist, wird schnell deutlich wieso diese Handbewegung als nicht sehr stilvoll angesehen wird.

Nichtsdestotrotz ist das Ritual von „fare la scarpetta“ für viele Italiener, aber auch für Ausländer, ein Stück unserer DNA und darauf nur wegen der guten Manieren zu verzichten, wäre wie auf die eigene Identität zu verzichten.

Aus diesem Grund entscheiden sich viele Küchenchefs und Sternerestaurants immer öfter dafür diese typische Gepflogenheit mit Ideen, die für einige geradezu verrückt erscheinen, zu unterstützen. Zum Beispiel hat der Experte für gute Manieren Nicola Santini, der mehrere Bücher über dieses Thema geschrieben hat, die Idee von einer richtigen „Scarpetta party“ hervorgebracht, bei der eine Vielzahl von Gerichten  angeboten werden, bei denen die flüssige Komponente sehr wichtig ist, so dass das Ritual von „fare la scarpetta“ obligatorisch wird.

„Fare la scarpetta“ ist ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Hintergrunds der Italiener, auf diese Handlung zu verzichten, wäre fast wie nur ein halber Italiener zu sein. Aus diesem Grund sollte man die imaginären Vorurteile der anderen vergessen und wie ein richtiger Italiener leben.

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